Stiftungspreis 2011
Am 5. März 2012 verlieh die Stiftung zum zweiten Mal ihren mit 3.500 Euro dotierten Stiftungspreis für „Das Bremer Schulprojekt 2011“. Das Projekt stand im letzten Jahr unter der Schirmherrschaft von Altbürgermeister Dr. Henning Scherf, der auch die Preisverleihung im Kaminsaal des Bremer Rathauses übernahm.
Gewinner des Wettbewerbs 2011 waren:
- Kategorie 1. bis 6. Klasse (1.500 Euro)
Grundschule Rablinghausen
für das Konzept „Schülercafé Speisekammer“ - Kategorie 7. bis 13. Klasse (1.500 Euro)
Johann Gutenberg Schule für das Konzept
„EGÖ Ernährung, Gesundheit, Ökologie“ - Anerkennung (500 Euro)
Grundschule Burgdamm für die Konzepte
„Miniphänomenta/Europa bewegt sich/Tele-Tandem“
Die Preise wurden durch den Schirmherrn Dr. Henning Scherf im Beisein von Senatsrat Otto Bothmann, dem Sprecher der Deputation für Bildung, Dr. Thomas vom Bruch und Lothar Franke, Vorstand der Stiftung, persönlich überreicht.
Konzeptbeschreibungen
Preis für die 1.-6. Klasse (1.500 Euro)
Projekt „Schülercafé Speisekammer“, Grundschule Rablinghausen
15 Viertklässler der Schule betreiben mit Hilfe eines Lehrers und einer Betreuerin seit August 2010 eine eigene Schülerfirma. Im Schülercafé „Speisekammer“ bieten sie jeweils mittwochs in der ersten großen Pause ein gesundes Frühstück an. Es werden leckere Gemüse- und Obstspieße, Milchreis, Suppen, belegte Brötchen mundgerecht zubereitet und verkauft. Die meisten Zutaten dafür werden in normalen Läden, im Ökoladen oder im Naturkostgroßmarkt eingekauft. Einige wenige kommen jetzt schon von den Beeten und Bäumen des schuleigenen Gartens. Zusätzlich betreiben diese Viertklässler in jeder 2. Großen Pause einen Kiosk. Dort verkaufen sie ihren Mitschülern eine gesunde Zwischenmahlzeit, das Angebot reicht vom „Schülerfutter“ bis zum Joghurt.
15 Schüler bewerben sich bereits in der 3. Klasse um einen Einsatz in der Speisekammer. Sie werden von den jeweils amtierenden Speisekammer-Schülern ausgesucht. Der Einsatz erfolgt vom Anfang bis zum Ende der 4. Klasse. Mit der Schülerfirma bekommen die Schüler die Möglichkeit, auf etwas „professionellerer“ Ebene als im beliebten Kaufmannsladen von zu Hause, lebensnahe Erfahrungen zu sammeln. Sie leiten eine Firma, sie kaufen mit ein oder ernten im eigenen Schulgarten, sie setzen Preise fest, sie kalkulieren Gewinne und Verluste, sie verkaufen, sie machen Werbung und Kundenumfragen im Lehrerzimmer oder auf dem Schulhof. Hierbei erfahren sie insbesondere auch den Sinn, wofür Lesen, Schreiben und Rechnen wichtig sind. Sie erfahren etwas über gesunde Ernährung und über den konventionellen als auch ökologischen Anbau und sie machen sinnliche Erfahrungen, die nachhaltig wirken.
In der Schülerfirma arbeiten Kinder aus unterschiedlichen sozialen Schichten sowohl mit als auch ohne Migrationshintergrund. Umso interessanter das in der Schülerfirma immer wieder organisatorische Schwierigkeiten entstehen, wofür die Schüler selber Lösungen suchen müssen: Wer macht welche Dienste, wie viel Gramm „Schülerfutter“ soll in die Tüte, wie viel Cent soll es kosten, damit man keine Verluste macht. Mit viel Fantasie und Kreativität tauschen sie Argumente aus und versuchen die aufkommenden Fragen und Schwierigkeiten untereinander zu lösen und in demokratischen Prozessen Entscheidungen zu treffen.
Die praktische Einführung wirtschaftlichen Denkens in die schulische Ausbildung, die motivierende Wirkung und die leichte Übertragbarkeit auf andere Schulen waren die ausschlaggebenden Kriterien für die Jury. Die Schule möchte das Preisgeld für die Verschönerung des Cafès und die Anschaffung von Sitzplätzen auf der Terrasse verwenden.
Preis für die 7.–13. Klasse (1.500 Euro)
Projekt „EGÖ Ernährung Gesundheit Ökologie“, Johann Gutenberg Schule Bremerhaven
In diesem Projekt erfahren die Schüler wie sie „Power und Fitness“ sowohl im geistigen als auch im körperlichen Bereich durch bewusstes Ernährungs- und Bewegungsverhalten positiv beeinflussen können.
Als praxis- und problemorientiertes, fächerübergreifendes Projekt, das an die Lebenswelt der Schüler anknüpft, deren Sinne anspricht, aktuelle Themen aufgreift und nachhaltig die Lebenskompetenz der Schüler fördert, wurde es im Jahr 2000 konzipiert und für den Jahrgang 9/10 angeboten. Durch ständige Weiterentwicklung ist im Laufe der Jahre so aus einer konzipierten Idee ein Unterrichtsfach entstanden, das in zahlreichen Projekten Themen und Lerninhalte aufgreift, die so in anderen Fächern nicht zusammengeführt oder berücksichtigt werden. Einige Beispiele hierfür sind: Ist „Bio“ drin, wo „Bio“ draufsteht? Knigge heute bei Tisch und in Gesellschaft; Globalisierung auf dem Frühstückstisch; Design your life; Kulinarische Weltreise; Fair Future.
In allen einzelnen Projekten verbindet das Fach EGÖ stets Theorie und Praxis:
- Im Bereich Ernährung erarbeiten sich die Schüler Wissen über viele Nahrungsmittel, deren Anbau, Herkunft und Produktionsbedingungen, mögliche Belastung durch Chemikalien und deren Verarbeitung sowohl in der Industrie als auch im Haushalt. Sie lernen, sich als kritische Verbraucher im Dschungel des heutigen Nahrungsmittelangebots zurechtzufinden. Durch das Probieren vieler Nahrungsmittel schulen sie ihren Geschmack.
- Gleichzeitig lernen sie im Bereich Gesundheit, dass sie durch präventive Maßnahmen wie Ernährung, Entspannung/Stressbewältigung, Seh- und Hörtests, Rückenschule viel Eigenverantwortung für die Gesunderhaltung und Leistungsfähigkeit ihres Körpers übernehmen können.
- Im Bereich Ökologie lernen und erkennen die Schüler, welchen Einfluss sie als Verbraucher und Konsumenten auf die Umwelt- und Klimaveränderungen haben und welchen Beitrag sie durch die Veränderung ihres (späteren) Konsumverhaltens z. B. zur Verringerung der CO2-Emission leisten können.
Die Praxisorientiertheit, die klassen- und fächerübergreifende Umsetzung, Akzeptanz und Resonanz sowie die Nachhaltigkeit waren entscheidende Kriterien für die Jury. Die lange Liste der Aktivitäten und der Projektpartner zeigt, wie das ehemals ungeliebte Fach Hauswirtschaft auf neue, tragfähige und der heutigen Zeit angepasste Füße gestellt wurde.
Anerkennungspreis (500 Euro)
Grundschule Burgdamm in Bremen für drei Projekte
Es gab in diesem Jahr eine Besonderheit, und zwar hat sich die Grundschule Burgdamm gleich mit drei Projekten um den Stiftungspreis 2011 beworben.
Europa bewegt sich
An diesem Projekt sind 9 Schulen aus 8 Ländern beteiligt (Finnland, Polen, Frankreich, Lettland, Rumänien, Griechenland, Türkei), was natürlich auch die Überwindung erheblicher Sprachbarrieren bedeutet. Zum einen geht es um die Förderung von Kommunikation in kultureller, sprachlicher und sozialer Hinsicht, zum anderen um die Förderung von Bewegung in spielerischer, körperlicher Bewegung. Schüler, Lehrer und Eltern lernen Schulen und Schulsysteme anderer Länder kennen, entdecken Sprachvielfalt und entwickeln europäisches Bewusstsein. Aktivitäten hierzu sind z. B.: Austausch von Dokumentationen der Schulen,
Übernahme von Patenschaften anderer Schulen, Erarbeitung landestypischer Bewegungsspiele, Entwicklung einer Kinderolympiade. Am 7.10.2011 wurde der Schule für dieses Projekt das Europäische Sprachensiegel 2011 verliehen.
Tele-Tandem
Über Videokonferenzen vermitteln sich zwei Lerngruppen gegenseitig ihre Sprache – deutsch und französisch. Die Themen der Konferenzen sind: sich vorstellen, meine Freizeit, meine Stadt, meine Schule etc. Dabei arbeiten kleine Teams (Tandems) von beiden Seiten gemeinsam an gemeinsamen Arbeitsmaterialien.
Höhepunkt dieses Projektes ist ein gemeinsames Treffen der Beteiligten im April in Breisach.
Dieses Treffen wird ebenfalls intensiv mit dem für die Schüler ansprechenden Medium Computer (Skype) vorbereitet.
Miniphänomenta
Bei diesem Projekt steht die Vermittlung naturwissenschaftlicher und technischer Phänomene im Vordergrund. Dafür bauen Schüler, Lehrer und Eltern gemeinsam Exponate, die den Kindern sinnliche Erfahrungen mit naturwissenschaftlichen Themen vermitteln, die nachhaltiger wirken. Denn Bildung ist so nicht mehr abstrakt, sondern hoch motiviertes eigenes Tun.
Die Exponate stehen in der Schule zur freien Verfügung und werden im Rahmen einer Wanderausstellung auch an anderen Schulen präsentiert.
Die Bewerbung mit gleich 3 Projekten war für die Jury auffällig, das Regelwerk stand dem nicht entgegen. Die intensive Auseinandersetzung mit allen Anträgen zeigte, dass diese Projekte seitens der Jury zu den Kandidaten zählten, am Ende aber doch nicht das Rennen als Einzelpreisträger gemacht haben.
Der Stiftungsgeber möchte das besondere Engagement der Schule – Lehrer, Schüler und Eltern – mit einem Anerkennungspreis, der eigentlich nicht vorgesehen war, würdigen.
Jurymitglieder
- Annette Ackermann, Lehrerin
- Ilse Sandjo, Koordinatorin der Ausbildungsbrücke Bremen
- Dr. Uwe Färber, Staatsrat a.D., Geschäftsführendes Vorstandsmitglied beim Verein zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung in der Freien Hansestadt Bremen e.V.
- Dr. Arnold Knigge, Staatsrat a.D., Lehrbeauftragter für kommunale Sozialpolitik an der Universität Bremen
- Richard-Joachim Schultz, ehemaliger Leitender Regierungsschuldirektor
Der Stiftungspreis
Alle 2 Jahre prämiert die Stiftung „Gib Bildung eine Chance“ Projekte im Bundesland Bremen, die in besonderer Weise Best-Practice-Charakter haben und sich somit für andere zur Nachahmung empfehlen.
Dazu ruft die Stiftung im Laufe jedes Jahres in einem Wettbewerb Bremer Bildungsinstitutionen, Vereine, Verbände, Stiftungen oder Private auf, sich mit ihren Projekten zu bewerben.
Eine fachkundige und unabhängige Jury bewertet die Bewerbungen und wählt den oder die Sieger aus.
Der Preis ist mit 3.000 Euro dotiert und wird in einem angemessenen Rahmen verlieren.