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Stiftung Gib Bildung eine Chance | Stiftungspreis 2018

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Stiftungspreis 2018

Kasten: Fotoserie

Konzeptbeschreibungen

Preis für das Projekt „Alle(s) in Bewegung“ (1.500 Euro)

Seit 3 Jahren ist in der Oberschule Sebaldsbrück ein halbes Jahr Tanztraining innerhalb der Mittelstufe für alle SchülerInnen im Rahmen des Sportunterrichts verpflichtend.

Dabei traf man zu Beginn häufig auf Widerstände, da das Tanzen - insbesondere für die Jungen – sehr mit Vorurteilen („Das ist kein Sport“) und mit Schamgefühl besetzt war. Beim Paartanz kam noch die Hürde des Sichanfassens dazu. Kinder mit nichtdeutscher Herkunftskultur waren häufig stärker betroffen, insbesondere, wenn sie schon älter waren. Zudem gab es gelegentlich Anzeichen von Homophobie, die auch dem Tanztrainer galt.

Aber im Laufe der Jahre wurde das Tanzen an der Schule immer selbstverständlicher, von Homophobie ist nichts mehr wahrzunehmen. Darüber hinaus sind deutliche Verbesserungen bei den SchülerInnen hinsichtlich derKoordination, Rhythmusfähigkeit und der Motorik erkennbar. Nur selten schämt sich noch jemand, die Tanzfreude wird frei ausgelebt.

Als man sah, was man bewirkt, entstand die Idee, diesen Erfolg für die Öffentlichkeit, aber auch für die Kinder und Jugendlichen selbst, sichtbar zu machen und ein Video drehen zu lassen. Es wurde ein professioneller Videofilmer gewonnen und ein Trainingsplan für die gesamte Schule aufgestellt.

Nach intensiven Vorbereitungen, die das ganze Schuljahr dauerten und von den SchülerInnen sehr viel Ausdauer und Geduld erforderten, konnte im Juni bei über 30 Grad der Film gedreht werden. Die Fertigstellung dauerte einige Wochen, die Sicherstellung, dass rechtlich alles geregelt ist, weitere Wochen. Seit der Veröffentlichung in der Aula Ende Oktober ist das Ergebnis auf You Tube zu sehen und hatte schon eine Woche danach über 500 Aufrufe.

Im Video tanzen SchülerInnen aller Klassen gemeinsam und bringen damit zum Ausdruck, dass sie trotz wunderbarer Vielfalt und angesichts großer Herausforderungen eine Einheit bilden, indem sie persönliche Stärke, Mut und Freude entwickeln und präsentieren.

Das Projekt fördert die Grundvoraussetzungen, um überhaupt lernen zu können: Es vermittelt ein ausbalanciertes Selbstwertgefühl, das Wissen, einer (Schul)Gemeinschaft anzugehören und dort mit allen Stärken und Schwächen akzeptiert zu sein und vor allem den Mut, Fehler machen zu dürfen und Gelerntes zu präsentieren. Positiv ist vor allem zu sehen, dass der Status von Kindern mit Förderbedarf, die auf der inklusiven Schule auf alle Klassen verteilt sind, und auch der Lernstand der Kinder hinsichtlich der deutschen Sprache bei dem Projekt überhaupt keine Rolle gespielt haben. Statt dessen wurde deren Selbstwertgefühl enorm gefördert!

Preis für das Projekt „Mach’ Literatur lebendig“ (1.500 Euro)

Im Stundenplan der inklusiv zusammengesetzten 5./6. Klasse der Oberschule Geestemünde ist angewandte Medienerziehung Teil des schulischen Curriculums.
Die Freude am Lesen und der Literatur ist bei vielen SchülerInnen rückläufig. Bei dem Projekt erhielten die SchülerInnen mit der Erstellung eines Trickfilms die Möglichkeit zur kreativen Umsetzung einer literarischen Vorlage.

So begann die Umsetzung mit dem gemeinsamen Lesen und Bearbeiten der Geschichte „Die sanften Riesen der Meere“ und wurde anschließend in ziemlich straff „durchgetakteten“ Workshops fortgeführt.
Beim Arbeiten in Gruppen haben die Kinder gelernt, ein gemeinsames Konzept zu entwickeln und umzusetzen. Mit wie viel Aufwand das Drehen einer einzelnen Szene verbunden ist, ist den SchülerInnen erst beim Arbeiten klar geworden und hat ihnen Geduld, Absprachevermögen, Diskussionen um Konzepte, technisches Verständnis, konzeptionelles Arbeiten und Teamfähigkeit abverlangt.

So mussten sie in den unterschiedlichen Arbeitsphasen die Aufgaben so verteilen, dass jeder Schüler etwas findet, was er besonders gut konnte und mit dem er so anderen wiederum helfen konnte.

Bei technischen Problemen wurde ihnen geholfen, andere Herausforderungen mussten sie selbständig lösen. Dadurch haben sie gelernt, dass Durchhalten zu einem schönen Ergebnis führt und waren am Ende stolz auf ihr Produkt, das sie zudem den Eltern und anderen zeigen konnten.

Das Projekt zeichnet sich somit insbesondere durch die Förderung der Integration und die mit der „Teamarbeit“ verbundenen Förderung der sozialen Kompetenz aus. Und es macht Literatur „lebendig“.


Anerkennung für das Projekt „Gemeinsam lesen und lernen“ (500 Euro)

Bei diesem Projekt üben SchülerInnen des 9. und 10.Jahrgangs der Oberschule an der Helgolander Straße auf freiwilliger Basis das Lesen mit leseschwachen SchülerInnen des 5./6.Jahrgangs.

Die Organisation und Umsetzung übernimmt die schuleigene Sprachberaterin gemeinsam mit der Schulleitung.
Die Jugendlichen, die sich freiwillig für die Übernahme einer Patenschaft melden, werden von der Sprachberaterin mit Materialien aus- und fortgebildet, die speziell für dieses Projekt angeschafft wurden/werden.
Die DeutschlehrerInnen der unteren Klassen melden der Sprachberaterin die Kinder, die eine Leseförderung benötigen. Im Anschluss verteilen die Klassenlehrer der 9. und 10.Klassen die individuellen Termine für die Leseförderung und führen diese in Absprache mit den Leseteams zusammen.

Durch die 1:1 Leseförderung kann auf jedes Kind individuell eingegangen werden. Das Material wird von den Lesepaten ausgewählt und individuell angewandt. Um einen spielerischen Zugang zu ermöglichen, können sich die Lesepaten zuerst auf Lese- und Sprachspiele beschränken und mit dem Lernfortschritt das Anspruchsniveau der Materialien steigern.

Dabei erleben die SchülerInnen mit Förderbedarf das Lesen in einer zwanglosen Atmosphäre ohne Leistungsdruck häufig zum ersten Mal als etwas Angenehmes. Im Rahmen der 1:1 Betreuung trauen sie sich Fragen zu stellen und lernen, dass Fragen sie weiterbringt. Durch den oft schnell wahrnehmbaren Erfolg im Bereich der Lesekompetenz erlangen die SchülerInnen bessere Teilnahmemöglichkeiten am gesamten Unterricht und erleben Erfolge auf verschiedenen Ebenen.
Die Lesepaten übernehmen Verantwortung, merken, dass sie anderen helfen können und für die Schule wichtig sind. Zudem dürfen sie sich über Lob und Anerkennung ihrer „Patenkinder“ und Kollegen freuen.

Das Projekt ein echtes Best-practice Beispiel, da es mit geringen Kosten (500 €) und Aufwand an jeder Schule einfach umzusetzen ist.


Anerkennung für das Projekt „Glockengarten – Urban Gardening“ (500 Euro)

Durch die Installierung des „Glockengarten“ erleben die Kinder der Grundschule Glockenstraße die Auseinandersetzung mit dem Gärtnern.
Dabei arbeiten sie einerseits mit den Händen und lernen praktische Inhalte kennen, andererseits setzen sie sich mit naturwissenschaftlichen Themen auseinander. Sie erfahren den Aufbau der Lebenszyklen und befassen sich mit der Nachhaltigkeit und dem Umweltschutz.

Damit der Glockengarten „funktioniert“ braucht er die Gemeinschaft, die den Garten pflegt. Bei der Gartenarbeit ist es erwünscht und unabdingbar, dass sich Lehrer und Kinder vernetzen und Verantwortung übernehmen.

Die Kinder arbeiten unabhängig ihres Alters, ihrer Herkunft und sozialen Hintergrundes gemeinsam und erleben auch Erfolge und Misserfolge z.B. bei der Ernte gemeinsam. Sie sprechen sich ab beim Säen, übernehmen Gießdienste und beobachten gemeinsam, wie die Pflanzen sich entwickeln. Das Verarbeiten der geernteten Lebensmittel erfüllt alle mit Stolz und Freude. Sie organisieren gemeinsam Gartenfeste mit verschiedenen Aktionen, zu denen Eltern, Kindergärten und Mitglieder des Stadtteils eingeladen werden.

Mit der Einrichtung des Schulgartens hat sich die Atmosphäre an der Schule positiv verändert. Die Kinder und MitarbeiterInnen der Schule haben ein anderes Verantwortungs- und Wertschätzungsgefühl entwickelt. Und ein Zugehörigkeitsgefühl, bei dem die Schule vermehrt als Lebensraum wahrgenommen wird.

Für die Jury waren die Akzeptanz und Resonanz der Projekte in den Schulen, die Verknüpfung von Unterricht und praktischer Anwendung und die nicht sehr aufwändige Umsetzung ausschlaggebende Kriterien.
Vor allem aber auch die motivierende Wirkung und die leichte Übertragbarkeit auf andere Schulen („Best-practice“ – Beispiel) bei relativ geringen Kosten.

Die wesentlichen Bewertungskriterien für die Preisverleihung wurden von den Preisträgern aus Sicht der Jury in idealer Weise erfüllt:
Schafft Begeisterung für Bildung, hilft lernen zu lernen, fördert Integration, fördert Kreativität,
ist Hilfe für den Schulalltag, ist innovativ, hat Vorbild-Charakter.

Der Stiftungspreis

Alle 2 Jahre prämiert die Stiftung „Gib Bildung eine Chance“ Projekte im Bundesland Bremen, die in besonderer Weise Best-Practice-Charakter haben und sich somit für andere zur Nachahmung empfehlen.

Dazu ruft die Stiftung im Laufe jedes Jahres in einem Wettbewerb Bremer Bildungsinstitutionen, Vereine, Verbände, Stiftungen oder Private auf, sich mit ihren Projekten zu bewerben.

Eine fachkundige und unabhängige Jury bewertet die Bewerbungen und wählt den oder die Sieger aus.

Der Preis ist mit 3.000 Euro dotiert und wird in einem angemessenen Rahmen verlieren.

Der Stiftungspreis in der Presse